Kinder im Alter unter 6 Jahren
Es gibt unspezifische Symptome, die bei sexueller Gewalt entstehen können. Dazu zählen rezidivierende Harnwegsinfekte, vaginale Infektionen, sekundäre Enuresis und Enkopresis. Eine plötzliche Verhaltensänderung (auffälliges, inadäquates oder sexualisiertes Verhalten) und nicht altersentsprechendes Wissen über Sexualität, das häufig im Spiel oder in Zeichnungen dargestellt wird, kann Folge einer erlebten sexuellen Gewalt sein. Die betroffenen Kinder ziehen sich oftmals zurück und entwickeln Verhaltensweisen wie die sogenannte „frozen watchfulness“, das heißt sie beobachten aufmerksam ihre Lebensumwelt ohne emotionale Beteiligung. Auch eine Regression auf Entwicklungsstufen, die bereits erfolgreich durchlaufen waren, kann eine Folge sein.
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Kinder im Alter von 6 - 13 Jahren
Neben den oben beschriebenen Symptomen können verschiedene Verhaltensweisen auf sexuelle Gewaltanwendung hinweisen. Kinder können z. B. das Alleinsein mit einer bestimmten Person meiden oder einen Schulleistungsknick aufweisen. Häufig verbunden ist damit ein sozialer Rückzug mit internalisierendem Verhalten, das heißt die Kinder sind auffallend ruhig und zurückgezogen. Auch unangemessene Aggressivität mit sogenanntem externalisierenden Verhalten (aktiv, unruhig und schwierig, selbstverletzend) und Distanzlosigkeit kann ein Zeichen für erfahrene sexuelle Gewalt sein. Häufig feststellbar sind depressive Verstimmungen mit Stimmungsschwankungen zwischen unrealistischer Selbstüberschätzung und bodenloser Traurigkeit, Leere und Empfindungslosigkeit. Es können Essstörungen, Gastrointestinale Beschwerden, Schlafstörungen aber auch Sprachstörungen als psychosomatische Folgen auftreten.
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Jugendliche (Alter von 14 - 18 Jahren)
Für diesen Altersbereich gelten oben erwähnte Symptome in gleicher Weise. Zusätzlich können diese Jugendlichen durch einen Rückzug mit wenig sozialen Kontakten z. B. in der Peergroup auffallen. Jugendliche können auch als Täter in Erscheinung treten und durch eine Reinszenierung eine Aufarbeitung der erfahrenen Gewalt erleben.
Daneben sind emotionale Störungen wie anhaltende Traurigkeit, Ängstlichkeit, Stimmungslabilität und mangelndes Selbstvertrauen zu beobachten. Daraus resultieren dann häufig Schwierigkeiten im Sozialverhalten der Jugendlichen. Auch zwanghaftes Verhalten (Wasch- oder Kontrollzwang) oder Suizidversuche (insbesondere bei Mädchen) bzw. Suizide –(insbesondere bei Jungen) können als psychische Folgen einer sexuellen Gewalt auftreten.
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Jungen reagieren anders
Jungen, die Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind, werden häufig durch massive Aggressionen auffällig oder wecken durch Übergriffe Aufmerksamkeit (Mädchen an die Brust oder Genitalien greifen, Jungen an die Hoden fassen, Mädchen oder schwächere Jungen vergewaltigen). Manche Jungen empfinden dagegen eine starke Verunsicherung oder Angst im Umgang mit anderen Menschen und ziehen sich zurück. Andere entwickeln ein Verhalten, dass alle Normen erfüllt oder überangepasst ist. Gerade bei Jungen, die gleichgeschlechtliche sexuelle Gewalt erleiden, treten häufig Störungen des Selbstwertgefühls auf. Im Bereich der psychosomatischen Störungen treten bei Jungen Erstickungsanfälle/ Asthma auf, die in Verbindung mit dem Zuhalten des Mundes oder Spermaschlucken gesehen werden.
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