zu den Themen Mobbing und Cyber-Mobbing sowie zu Ansprechpartnern und Beratungsangeboten

Hinsichtlich der Opferzahlen von Mobbing ist festzustellen, dass etwa 15 % der Schülerinnen und Schüler von „weiterführenden Schulen“ als Opfer bezeichnet werden können. Circa 4 % sind ernsthafte Opfer, die mindestens einmal pro Woche einen Angriff über sich ergehen lassen müssen. Häufungen gibt es in der 6. und 7. Klassenstufe (12 - 14 Jahre), da dort die Bedeutung einer Gruppe steigt. Keine Unterschiede sind hinsichtlich Ort der Schule, Schultyp, Größe oder Ausländeranteil festzustellen (Quelle: Korn: Mobbing in Schulklassen - systematische Schikane, in: proJugend, 2/2006; Jäger/Fischer/Riebel/Fluck: Mobbing unter Schülerinnen und Schülern in der BRD, Zentrum für empirische pädagogische Forschung, Universität Koblenz-Landau, 2007).

Da Cyber-Mobbing ein sehr junges Phänomen ist, gibt es erst wenige wissenschaftliche Studien, die das Ausmaß des Problems beschreiben. Cyber-Mobbing tritt dabei insbesondere bei Kindern und Jugendlichen auf (Europäische Kommission, 2007, Studie „Safer Internet for Children“). Unbestritten ist die Verlagerung von Teilen des Lebens von Jugendlichen ins Internet. Auch Soziale Netzwerke werden dabei immer wichtiger. Die Ergebnisse der JIM-Studie 2011 des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest (mpfs) belegen Mobbingattacken in Social Communities. Jeder vierte Internet-Nutzer berichtet, dass es bei Personen aus dem Freundeskreis schon Ärger gegeben hat, sei es, weil es zu Beleidigungen im Internet kam, sei es, weil Bildmaterial entweder unerlaubt eingestellt wurde oder die Betroffenen unvorteilhaft auf dem Bildmaterial dargestellt waren. Vereinzelt kam es aber auch vor, dass nicht nur Lügen und Verunglimpfungen in Umlauf gebracht, sondern auch Fake-Accounts unter falschem Namen erstellt wurden (Quelle: www.klicksafe.de/themen/kommunizieren/cyber-mobbing/cyber-mobbing.html).

Das Zentrum für empirische pädagogische Forschung der Universität Koblenz-Landau (zepf) hat in einer nicht-repräsentativen Online-Befragung aus dem Jahr 2007 herausgefunden, dass 19,9 % der befragten Schülerinnen und Schüler (1. – 13. Klasse) bereits von Cyber-Mobbing betroffen waren bzw. sind. Als Haupt-Verursacher werden Mitschülerinnen und -schüler angegeben, die meist Beleidigungen und Gerüchte über das Opfer verbreiten. Hinsichtlich der Klassenstufe steigt das Cyber-Mobbing an; bei Schülerinnen und Schülern der 8. bis 13. Klasse ist diese Art von Mobbing am weitesten verbreitet (siehe www.klicksafe.de/themen/kommunizieren/cyber-mobbing/cyber-mobbing.html).

Die besonderen Merkmale des Cyber-Mobbings sind die fehlende Notwendigkeit einer direkten Konfrontation: die Filme oder Fotos können ohne Kenntnis des Opfers entstehen, die Einbindung kann in einem anderen Kontext erfolgen, die Veröffentlichung geschieht häufig in sozialen Netzen oder per SMS mit Mailinglisten. Die Verbreitung kann nicht mehr zurückgenommen werden, selbst wenn der Täter sie bei sich löscht. Durch das Web sind eine Vervielfältigung der Wirkungsdauer und eine Vervielfältigung des Zuschauerkreises gewährleistet. Cyber-Mobbing findet z. B. statt durch Veröffentlichung von peinlichen Fotos, die z. T. mit Handy aufgenommen, mit Graphikprogrammen weiter bearbeitet und dann im Internet in sozialen Netzen veröffentlicht werden. Es gibt sexuelle Belästigungen mit gefälschten Fotos, bei denen das Gesicht in nachgestellte Nackt- und Sexszenen eingefügt wird.

Das „Zuhause“ bietet als „geschützter Raum“ keine Zuflucht mehr. Dem direkten Bullying in der Schule kann man durch ein geschütztes Zuhause entkommen, Cyber-Bullying mithilfe digitaler Medien nicht. Die Attacken können eskalieren, da die technische Distanz die Empathie mit dem Opfer sowie die Anonymität im Netz die soziale Kontrolle reduziert. Die Konfrontation mit (sexueller) Gewalt und Mobbing durch Diffamierung im Netz und per Handy überfordert in der Regel die emotionalen und kognitiven Verarbeitungsmöglichkeiten von Mädchen und Jungen. Cyber-Bullying erledigt eine Attacke in der digitalen Welt mit einem oder wenigen Mausklicks. Die Information kann parallel per SMS, MMS, E-Mail, Instant Messaging, Chatrooms, Websites etc. als Textdokument, Bild oder Video ohne weiteres Zutun von Dritten 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr vervielfältigt werden. Cyber-Bullying findet in der jeweiligen Community bzw. Peergroup statt.

Happy Slapping: Nach der JIM-Studie 2011 haben 36 % der befragten Hauptschüler schon einmal mitbekommen, dass eine tatsächliche Schlägerei mit dem Handy aufgezeichnet wurde. An Gymnasien und Realschulen lag der Anteil in den vorherigen Studien etwas niedriger. Der Reiz des Mitfilmens kann die Hemmschwelle, Grenzverletzungen oder gewalttätige Übergriffe zu begehen, weiter absenken. Das Opfer findet sich zudem in einer „Endlosschleife“ aus Sekundärviktimisierungen, da der/ die Betroffene in der Regel die Verbreitung des Videos auf Handys oder im Internet nicht stoppen kann. Opfer werden nicht als Opfer angesehen, sondern kommen zufällig des Weges, sind zur falschen Zeit am falschen Ort. www.dji.de/cgi-bin/projekte/output.php?projekt=396

Weiterführende Informationen, Ansprechpartner und Beratungsangebote zu den Themen Mobbing und Cyber-Mobbing sind insbesondere unter folgendem Link abrufbar:
www.stmas.bayern.de/jugend/gewalt/